von Daniel Stenglein
Bier, süffig, rein, aromatisch, „bekömmlich“….oder etwa doch nicht? Bier das nach Käsefuß riecht, extrem buttrig schmeckt, einmal komplett durch aufgeweichten Karton gezogen wurde. Ja so kann Bier auch schmecken. Wir Hobbybrauer haben das schon oft gehört und können es häufig gar nicht einordnen. Hat mein Bier das auch? Was ist wenn die Kollegen zwar meinen, dass mein Bier ok ist, aber das nur aus Freundlichkeit machen? Fragen über Fragen…
So ging es wahrscheinlich auch vielen Hobbybrauerkollegen aus der Brausportgruppe Rhein-Main e.V.
Ab diesen Zeitpunkt komme ich ins Spiel. Daniel Stenglein, Hobbybrauer, Beerjudge und als Freelancer tätig um Bier besser zu machen. Paul Schüßler hatte mich angeschrieben, ob ich denn nicht jemanden aus der Beerjudge Szene kenne, der für den Verein ein Fehlaromenseminar hält. Leicht überrascht darüber, dass mein Name in dem
Zusammenhang nicht viel, ich hatte ja schon mehrerer Seminare für Hobbybrauer gehalten, auch international, bot ich ihm an mich ins Rennen zu bringen. In Mainz war ich tatsächlich noch nie und einige der Mitglieder dort kannte ich schon länger als virtuelle Bierfreunde.
Nach kurzer Abstimmung mit der Vorstandschaft stand fest, wir machen das. 12 Aromen sollten es werden für 30 wissbegierige Personen. Die Location bei Kühn Kunz Rosen war auch schon fix und so machte ich mich an die Vorbereitungen für das Seminar.
Am 29.04 fuhr ich zusammen mit meiner Frau, die mir beim Seminar helfen sollte, in Richtung Mainz. Die Stadt ist nicht gerade bekannt für Bier, aber KKR kannte ich und schätze ich als Institution für Bier in der Region. Freitag abends noch kurz in die Innenstadt und ein paar Schoppen Wein verkostet, um am nächsten morgen bei KKR aufzuschlagen und das Seminar aufzubauen. Moritz von KKR hatte uns den Innenraum zur Verfügung gestellt. Tresen, Spülmaschine, großer Fernseher und ausreichend Platz…perfekt!
Langsam trudelten die ersten Jünger ein, bereit für ein neues Leben. Die Zeitrechnung für die Teilnehmer heisst ab jetzt „im Jahre 0 n.schlechten.Bier“. Ob sich immer alle bewusst sind was man mit einem Fehlaromenseminar und seinem eigenen Bier „anrichtet“, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist es ähnlich wie in der ‚Matrix‘, du nimmst die rote Pille und das Bier wird dir nach wie vor schmecken, obwohl vielleicht gespickt mit Fehlaromen, du kannst es halt nicht einordnen. Nimmst du die andere Pille bekommst du einen unwiderruflichen AHA Effekt der dein weiteres Brauleben
nachhaltig beeinflussen wird.
Die 12 Fehlaromen die ich anbiete sind zum größten Teil Aromen die sehr häufig vorkommen. Die Klassiker wie Diacetyl (Butter), Oxidation (Pappe), Acetaldehyd (grüner Apfel), Ethylacetat (Verdünnung) oder DMS (Gemüse) dürfte jeder Hobbybrauer der schon einige Sude auf dem Buckel hat in seinem Repertoire haben. Nach und nach haben wir die Aromen miteinander verkostet und beurteilt. Meine Seminare sind auf den Hobbybrauer ausgerichtet, d.h. ich erkläre nicht nur wie die Aromen entstehen, sondern eben auch wie man sie verhindert. Nach jedem Aroma entstand eine angeregte Diskussion über die einzelnen Aromen unter den Teilnehmern. Nach 6 Durchläufen konnten wir in der Pause unsere Gaumen mit einem Schmaus aus meiner fränkischen Heimat kalibrieren. Von der Brauerei Knoblach
aus Schammelsdorf habe ich 30l Helles und 30l Lager ungespundet mitgebracht um die ausgelutschten Geschmacksknospen wieder auf Vordermann zu bringen.
Nach ca. 5 Stunden sensorischer Quälerei konnte ich förmlich die Begeisterung der Teilnehmer sehen. Das ist der Grund, warum ich solche Seminare halte und was mich sehr zufrieden stellt. Ich denke der AHA Effekt hat auch diesmal wieder richtig zugeschlagen.
Ich kann mich an dieser Stelle nur noch einmal bedanken für dieses tolle Seminar, den wissbegierigen Teilnehmern, KKR für die hammer Location, der Brausportgruppe für die Buchung und er tollen Community die wir Hobbybrauer haben. Aktuell arbeite ich noch an einem „Gutaromenseminar“, also vielleicht sehen wir uns ja bald mal wieder.
Bierige Grüße aus Bamberg,
Daniel Stenglein
„Das Leben ist zu kurz für schlechtes Bier!