Die Brausportgruppe veranstaltet in regelmäßigen Abständen Brauwettbewerbe, die für die Mitglieder und auch für externe Teilnehmer offen sind. Der Bierstil des Wettbewerbs wird nach den BJCP-Kategorien ausgewählt, die Verkostung wird geleitet von einem BJCP-Judge. Das Panel der Verkoster besteht aus BJCP-Judges und interessierten Vereinsmitgliedern. Nachdem in den letzten Jahren die Stile Cream Ale, Bockbier und Witbier auf dem Programm standen, konnte man dieses Mal mit meinem Lieblingsstil ins Rennen gehen: NEIPA/ Hazy IPA. Mit einem hauchdünnen Vorsprung von einem Punkt konnte ich mich durchsetzen und freudestrahlend den Preis entgegennehmen. Neben einem Gutschein für einen Braushop, 35kg Malz und dem BSG-Wanderpokal erhält der Gewinner die Chance, das eigene Bier in einer befreundeten Brauerei zu brauen. Auf diesen Brautag möchte ich euch mitnehmen.

 

Der Wettbewerb fand im Spätsommer 2024 statt, im Februar 2025 war es dann soweit: Der Brautag für mein NEIPA stand an. Dafür hatte mich Andy von Faselbräu in seine Brauerei in Mörfelden-Walldorf eingeladen. Bereits im Vorfeld hatte ich mein Rezept weitergeleitet, damit Andy es auf seine Anlage hochskalieren konnte. Anschließend mussten noch die Zutaten organisiert werden. Dominik von Pfalzmalz hat uns das Malz für den Brautag gesponsert, die Verdant Trockenhefe lag bereit und in der Kühltruhe wartete einige Kilo Hopfen auf ihren großen Auftritt.

Da Andy bis zu 400L vergären kann, aber auf seiner Brauanlage nur 200l gebraut werden können, war ein Doppelsud notwendig. Den ersten Sud hatte Andy bereits am Vorabend gebraut und nachts in den Gärtank geschlaucht und angestellt. Dieser Sud hatte allerdings eine etwas zu niedrige Stammwürze, was sich später noch als Problem herausstellen sollte.

 

Um 8 Uhr morgens stand ich dann in der Brauerei und wurde von Andy und seinem Schülerpraktikanten begrüßt, die bereits das Wasser vorgeheizt hatten. Ich konnte also direkt einmaischen, während sie aus dem Läuterbottich austreberten. Wir hatten uns etwas extra Malz bereitgelegt, um die niedrige Stammwürze des ersten Sudes auszugleichen. Es war eine coole Erfahrung, ganze Malzsäcke in die Brauanlage zu leeren, allerdings auch deutlich anstrengender als Zuhause mit wenigen Kilo Malz zu hantieren. Deswegen fiel mir auch etwas vom Malz neben die Anlage, also kam als nächstes die liebste Aufgabe des Brauers: putzen. Mit einer Kehrschaufel, einem Bodenablauf und einem Schlauch ein schnelles Unterfangen.

Während dem Maischen stießen noch zwei weitere interessierte Brausportler zu unserer Runde hinzu.

Nach einer Stunde maischen mit einer Kombirast machten wir den ersten Jodtest. Die Verzuckerung war noch nicht vollständig abgeschlossen, also verlängerten wir die Rast. Nach einer ungewöhnlich langen Zeit von insgesamt 2 Stunden war der Sud dann jodnormal und wir heizten auf 78°C auf. Anschließend pumpten wir die Maische vom Maischebottich in den Läuterbottich und ich durfte den Maischebottich anschließend noch grob reinigen und so für’s spätere Hopfenkochen vorbereiten.

Die Läuterruhe nutzen wir, um uns zu stärken. Andy hatte Fleischkäse und Kartoffelsalat vorbereitet und dazu gab es selbstverständlich ein leckeres Bier von Faselbräu.

Dann folge das Läutern. Zuerst pumpten wir etwas Würze in den Läuterbottich zurück, bis diese klar genug war. Anschließend legte Andy einige Ventile um und schaltete die Pumpe aus und die Würze drückte sich vom vollen in den leeren Bottich. Bald stellten wir aber fest, dass es deutlich langsamer ging als gewöhnlich. Die Würze im Kessel stieg nur sehr langsam an. Andy probierte alle Tricks, um den Prozess zu beschleunigen, es wurden Ventile geschaltet, die Pumpe vorsichtig gestartet, aber es half nichts, der Treber war dicht. Notgedrungen gaben wir eine Teil des Nachgusses hinzu, rührten den Treber auf und starteten nach einer weiteren Läuterruhe erneut. Viel schneller war es aber trotzdem. Andy musste mehrfach den Treber aufhacken, was in diesem Maßstab eine wesentlich anstrengendere Aufgabe ist als bei meiner kleinen Hobbyanlage.

In der Zwischenzeit konnten wir schon die Hopfengaben vorbereiten. In meinem Rezept habe ich nur eine kleine Bittergabe in der Vorderwürze vorgesehen und selbstverständlich eine große Gabe in den Whirlpool. Beim Öffnen der großen Tüten mit Citra und Simcoe roch es bereits hervorragend in der Brauerei, aber besonders der eher unbekannte HBC630 begeisterte alle Anwesenden.

Während der erste Sud in nur einer Stunde geläutert war, brauchten wir für den Zweiten ganze vier Stunden. Durch das zusätzliche Malz wurde die Anlage in einen Bereich gebracht, in dem sie bis dato nicht arbeiten musste. Als dann die gesamte Würze den Bottich gewechselt hatte, konnten wir endlich mit dem Kochen beginnen und ich durfte die erste Hopfengabe machen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir durch das längere Maischen und Läutern weit entfernt von unserem ursprünglichen Zeitplan. Ich musste mich leider gegen 16:30 Uhr verabschieden , mein erkältetes Kind wartete bereits. Andy machte noch die Whirlpoolgabe und dann ging unsere Würze durch den Plattenwärmetauscher zum ersten Sud in den Gärtank.

In den folgenden zwei Wochen hielt mich Andy über den Fortschritt der Gärung auf dem Laufenden. Während der aktiven Gärung kam die erste Gabe mit Stopfhopfen hinzu. Nach Abschluss der Gärung wurde in einem anderen Tank die zweite Stopfhopfengabe vorgelegt und das Jungbier darauf geschlaucht. Zwei Tage später folgte dann das Abfüllen in Flaschen und Fässer. Die Hefe und die großen Mengen Stopfhopfen verschlagen leider große Mengen des Bieres, weshalb am Ende von den 400L Bier nur 280L übrig blieben.

Knappe 4 Wochen später konnte ich das Bier dann erstmals probieren. Im Rahmen der Craft Beer Messe in Mainz wurde das Bier am Stand von Faselbräu und auch am Stand der Brausportgruppe ausgeschenkt und das Feedback war sehr positiv. Das Bier riecht und schmeckt intensiv fruchtig und versteckt so etwas den doch sehr hohen Alkoholgehalt von 7,2%. Mit errechneten 30 IBU sind sowohl das Original als auch dieses Bier bitterer als die meisten anderen Neipas. Das gefällt mir allerdings sehr gut und ich gehe so meistens bei meinen Neipas vor, um den intensiven Hopfenaromen und dem vollen Körper etwas entgegenzusetzen.

Zum Schluss bleibt mir nur noch, danke zu sagen an Alle, die diesen tollen Brautag möglich gemacht haben. Danke an Faselbräu und an Andy, der mich in allen Prozessschritten mitgenommen und eingebunden hat. Danke an Dominik von Pfalzmalz, der das Malz für den Doppelsud gesponsert und geschrottet hat. Und danke an den Verein und die Vereinsmitglieder, die diesen Wettbewerb organisiert und möglich gemacht haben.

Das Rezept meiner Gewinnersudes ist bei Maische, Malz und mehr unter dem Namen “Hazed and Infused” zu finden.

von Philipp Wreesmann

Kategorien: Braudoku

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert